Ein Bild von Anke betrachten, eine Andacht


In der Andacht stirbt jegliche Natur. Wir treten über die Schwelle, dieses nackte Tor und erinnern den vergessenen Ort unseres Seins: das Erwachen. Dann tritt die Andacht hervor. Die Flächen, in ihrer formalen Stille, entfalten sich in unendlichen Details und Widerspiegelungen. Ein Spiegel? In der scheinbaren Tiefe der Flächen und ihrer Stille öffnet sich der Zugang zur Meditation.

Andacht. Anblick. Selbstblick. Unvermittelt erinnern wir uns und befreien  Erinnerungen die heimlich ruhten und vorbei ziehen. Die Fläche, abstrahiert, übernehmen  wir ihre Essenz als unsere eigene. Ihre Formen, die Struktur. Das Licht. Und mit den Stimmen die leicht und schwerlos fliessen, verwandeln wir unser Inneres, geleitet von der Erfahrung der Meditation. Der durchscheinende Kelch der sich anbietet, ergiesst seinen Duft in unendlichen Blumenkronen die diese Flächen bepflanzen: wir nehmen ihn. In ihm verklären wir uns. Unbeschwerte Entfremdung. Wir sind abwesend und empfangen uns, wo die Form des immerwährenden Seins sichtbar wird. Nur Sein. Da wo die Zeit vergeht: Kaum. An diesem Ort erkennen wir das Erschaffene. An diesem Ort spriesst die Entblössung der Fläche, der Farbe, der Form; sie erreicht ihren Höhepunkt im Da-Sein. Der Rückblick vergeht für immer und wir feiern den Anfang: den ersten Blick, das unmittelbare Gefühl.

Jaime Sandoval. 2007

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